Gefährdung
- Erstellt:
- Mittwoch, 31. März 2010
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Antwort
Aus den Medien von TV über Internet bis zur Zeitung hört man entweder aus dem Einsatzland gar nichts oder extra viele Katastrophenmeldungen von Anschlägen und eskalierender Sicherheitslage - allerdings hat man auch schnell einen „Tunnelblick" und jetzt, wo man drauf achtet, tauchen „plötzlich" überall Artikel über Anschläge auf.
Der Soldat erzählt kaum was, sei es um nicht zu beunruhigen oder auch weil sie vor Ort das alles ganz anders, nämlich als gar nicht so dramatisch erleben.
Und als Angehöriger sitzt man hier und sorgt und ängstigt sich...
Ein Einsatz IST gefährlicher als der normale Kasernendienst, wäre es vor Ort gar so friedlich, müssten keine Soldaten dort sein. Es ist schwer sich deswegen nicht verrückt zu machen, zu versuchen sich nicht zu sehr reinzusteigern. Die Wahrscheinlichkeiten ausrechnen, dass man eigentlich sich eher um den kettenrauchenden Onkel und den auf der Autobahn rasenden Bruder sorgen sollte, da das viel gefährlicher ist – das kann das Gefühl einfach nicht gelten lassen. Das Schwierigste daran ist, dass man sich so hilflos, machtlos, völlig ohne die Möglichkeit der Einflussnahme fühlt. Wie das Kaninchen auf die Schlange starrt, sieht man auch irgendwann nur noch einseitig die schlechten Nachrichten oder hält sich an guten fest, sprich man sucht nach allen neuen Nachrichten usw., denn auch wenn der gemeldete Anschlag am anderen Ende des Einsatzlandes geschah, versucht man daraus eine Prognose der sich ändernden Stimmung im Lande zu erstellen usw. usw. usw.
Um diese Hilflosigkeit zu überbrücken, gibt es viel „magisches Denken" unter den Angehörigen... man zündet jeden Abend eine Kerze an, man darf nie den Freundschaftsring ausziehen, man kann die jeweils letzte SMS nicht löschen, sonst bringt es Unglück...
Ein Patentrezept wie man am besten damit umgeht, gibt es leider nicht. Vielleicht sollte man aber ein bisschen an das glauben, was der Soldat einem erzählt, wenn er Vertrauen in Ausbildung, Ausrüstung und Kameraden hat, können wir uns davon vielleicht anstecken lassen? Und die Kerze können wir ja trotzdem mal brennen lassen